Vom Sauerstoff bis Artenvielfalt: Golf ist ein Plus für die Umwelt.
Ein Bericht von Petra Himmel – Leading Golf Clubs of Germany
Wissenschaftliche Studien untermauern die Bedeutung der Golfanlagen für den Naturschutz.
Vogelstimmen an jedem Abschlag, das leise Surren von Libellen neben dem
Wasserhindernis. Mal watschelt eine Ente über das Fairway, mal springt in der Dämmerung ein Reh vorbei: Golfer nehmen Natur wie selbstverständlich wahr. Sie ist fester Bestandteil dieses Sports, der sich – einmal abgesehen von Clubhaus und anderen Gebäuden – ausschließlich auf natürlichem Grunde abspielt. Dabei gilt: Je besser es Natur und Umwelt im Umfeld des Golfclubs geht, desto leichter fällt auch das Greenkeeping. Gesunde Bäume sind schließlich weniger anfällig für Stürme, gesundes Gras lässt sich weit weniger von Pilzen oder anderen Krankheiten attackieren.
Die Beziehung aber wirkt auch in die andere Richtung: Weil Golfclubs mit ihrer Umwelt pfleglich umgehen, lebt auch die Natur auf. Das Argument, das von Golfern und Golfplatzbetreibern immer wieder pro Golf angeführt wird, stößt inder nicht-golfenden Öffentlichkeit allerdings oft auf Skepsis. Greenwashing der Golfer ist nur einer der Vorwürfe, der dann auftaucht.
Wo also liegt der Mehrwert von Golfplätzen für Natur und Umwelt? Welche Effekte sind tatsächlich wissenschaftlich erwiesen?
Das hervorstechendste Argument für den Golfsport heißt ganz einfach „Luft“. Ein Grün schafft Sauerstoff für fast 500 Personen. Das hat bereits 2018 eine Studie der University of Maryland in den USA ergeben. Demnach produziert eine Fläche von 50 m² Fairway in einem Jahr genug Sauerstoff für eine vierköpfige Familie. Umgerechnet auf die Fläche eines Grüns eines Golfplatzes mit rund 1800 m² Fläche bedeutet dies die jährliche Sauerstoff-Versorgung von 480 Personen. Rechnet man einen kompletten Golfplatz von im Schnitt 70 Hektar mit seinen zahlreichen Ausgleichsflächen hoch, kommt man auf Sauerstoff für 175.000 Personen. Vor allem in stadtnahen Gebieten, in denen Grünflächen immer kleiner werden, ein Wert, der nicht zu unterschätzen ist.
Luftabkühlung als zweiter Effekt
Einmal abgesehen von der reinen Sauerstoffversorgung kommt noch der positive Aspekt der Luftabkühlung hinzu. „Das Gras und die Bäume sorgen dafür, dass die Hitze in der Gegend reduziert wird“, heißt es dazu zum Beispiel in der Studie „Golf – Benefits for he Environment“, die das Australian Golf Industry Council veröffentlicht hat. „Die Bepflanzung rund um Gebäude und Parkflächen sorgt außerdem für eine angenehmere Umgebung und gleichzeitig die Reduzierung von Kosten für die Kühlung der Gebäude.“ Gerade in Deutschland gilt dabei: Ein wesentlicher Teil aller Golfplätze ist auf
ehemals intensiv genutztem landwirtschaftlichem Gelände entstanden. Durch die Umnutzung als Golfplatz ergeben sich positive Effekte auf die Artenvielfalt, die im Rahmen der aktuellen Biodiversitätskrise von enormer Bedeutung ist. Auch dieser Effekt wurde in Deutschland bereits wissenschaftlich untersucht. Unter dem Titel „Historische Landschaftsanalyse und Planung. Aufwertung der Landschaft und
Biodiversität von Golfplätzen“ analysierte Edyta Czubernat von der TU München wie sich Flächen und Strukturen auf dem Gelände der 27-Löcher-Anlage GC München Eichenried verändert haben – das Ganze in dem verhältnismäßig langen Zeitraum vom 1811 bis 2020. Wo einst ein gesundes Niedermoor lag, begann später die Landwirtschaft und die Kultivierung des Moores, bevor 1987 das Land an die Golfanlage verpachtet wurde. Anhand von Kartenmaterial wies Czubernat „einen Anstieg der ökologisch relevanten Landschaftselemente“ nach.
Der Golfplatz als Trittsteinbiotop
Was sich zuerst einmal sehr theoretisch anhört, bedeutet in der Praxis: Jeder
Golfplatz ist für sich ein großer Lebensraum für Fauna und Flora, ein sogenanntes Trittsteinbiotop. Gleichzeitig aber weist er auf seiner Fläche eine Vielzahl anderer Lebensräume auf, da in der Regel ja nur 30 bis 50 % einer Golfanlage wirklich Spielfläche sind. Egal ob Wasserfläche, Totholzhaufen, Bruchwald oder artenreiche Wiese, hier finden sich zahlreiche Insekten, Vögel, Amphibien aber auch Hasen und andere Kleinlebewesen. Eine Projektarbeit des Lehrstuhls für Renaturierungsökologie der Technischen Universität München unter dem Titel „Vom blütenarmen Grünland zu vielfältigen Magerwiesen. Aufwertung von Roughs auf deutschen Golfplätzen“ wies 2019 auf der Leading-Anlage des GC Wörthsee auf einer Fläche von 17.200 m ² Hardrough 69 Arten nach. Auf Vergleichsflächen, die nicht als Hardrough aufgewertet worden
waren, wurden im Schnitt nur 25 Arten festgestellt. Das Potential auf Golfplätzen zur Förderung der Artenvielfalt ist also enorm. Auch deshalb begann im Frühjahr 2023 die Studie GolfBiodivers der Universitäten TU
München, Kiel, Münster und Freiburg auf deutschen Golfplätzen. Eingebunden sind über einen Zeitraum von sechs Jahren insgesamt 64 Golfanlagen. Bereits in der Startgruppe von 16 Golfanlagen ist The Leading Golf Clubs of Germany mit dem Golf- und Land-Club Regensburg und dem GC Domäne Niederreutin beteiligt.
„Für uns als Qualitätsvereinigung sind solche Projekte extrem wichtig – hier
können wir unser Engagement für den Umwelt- und Naturschutz wissenschaftlich verifizieren lassen“, resümiert Präsident Bernhard May. „Ich bin schon jetzt sehr gespannt auf die Ergebnisse, die wir dann auch zu einer weiteren Optimierung unserer Projekte zur Steigerung der Artenvielfalt nutzen wollen.“